Sag niemals nie!

 

Über ein halbes Jahrhundert liegt zwischen diesen beiden: Christoph Franek ist 16 Jahre alt und hat letztes Jahr seine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker bei Schaeffler begonnen. Walter Parzefall ist 66 Jahre alt und eigentlich schon im Ruhestand – irgendwie. Denn er arbeitet noch immer für Schaeffler als Berater in der Risikoanalyse. Und wirkt dabei genauso engagiert und neugierig wie der 50 Jahre jüngere Franek. Es ist für die beiden ein ungewöhnliches Zusammentreffen: Hier ein Berufsweg, der mit Bleistift und Tusche und Reißbrettern begann, da einer, der mit der zunehmenden digitalen Vernetzung des Lebens und Arbeitens beginnt. Ein Gespräch über Schaeffler, Kommunikation, die Gegenwart und die Vergangenheit.

 

Christoph Franek: Herr Parzefall, als sie hier angefangen haben, wie war das denn damals?

 


Walter Parzefall und Christoph Franek vor der 30-Tonnen Stufenpresse aus dem Jahr
1954 – die erste in Herzogenaurach.

Walter Parzefall: Ach, als ich zu Schaeffler gekommen bin, da waren wir ungleich weniger Leute. Wir waren damals nur 13 Entwickler in der Anwendungstechnik. Heute sind das, wenn ich mich nicht irre, rund 1000! Das hätte man sich damals gar nicht träumen lassen.

 

Franek: Da war der Umgang bestimmt viel persönlicher als jetzt, oder?

 

Parzefall: Es war auf jeden Fall persönlich. Ob es persönlicher war, kann ich so nicht sagen. Es war naturgemäß anders – die Firma war ja kleiner. Wir hatten damals so ein DIN A0-Reißbrett. Darauf haben wir unsere technischen Zeichnungen im Maßstab 100:1 gezeichnet – damit wir bei diesen Bleistift- und Tuschezeichnungen auch noch die Details erkennen konnten.

 

Franek: Heute wird das am Computer gemacht. Wobei: Manchmal müssen wir in der Berufsschule auch mit Bleistift zeichnen.

 

Parzefall: Ach, die Zeichnungen fehlen mir heute, das muss ich sagen. Damals stand die ganze Abteilung um so einen Entwurf herum, den wir uns an die Wand gehängt haben. Da hat jeder bei den Problemen des anderen mitgeholfen. Und das im persönlichen Gespräch. Das ist eh immer das Beste. In ein geschriebenes Dokument kann man so viel hineininterpretieren. Sprich mit den Leuten! Das ist immer das Beste. Das ist eine der prägendsten Erfahrungen meiner Laufbahn.

 


Auf großen Reißbrettern zeichneten Walter Parzefall (rechts) und seine Kollegen
vor der Digitalisierung die Entwürfe für die Schaeffler-Lagerlösungen

Franek: Ja, heute geht schon viel über E-Mail und den Computer.

 

Parzefall: Klar. Heute gibt es so viele verschiedene Standorte, die jeweils so vieles können. Früher haben wir von hier beispielsweise Zeichnungen nach Brasilien geschickt, wenn die Unterstützung haben wollten. Das hat natürlich gedauert, mit der Post. Heute drückt man am Computer einen Knopf, und schon kann der Kollege irgendwo auf der Welt meine Entwürfe sehen. Das ist schon toll.

 

Franek: Trotzdem muss ich aber sagen: Wenn ich jetzt etwas an einer teilautomatisierten Maschine baue – ich kontrolliere alles nach, was die Maschine macht. Das gab es schon mal, dass die mir einen Millimeter mehr als ich wollte abgeschliffen hat. Da bleibe ich misstrauisch und sehe genau hin und messe nach. Ich will ja keinen Fehler machen, und hinterher ist das Teil ruiniert.

 

Parzefall: Ja, das ist gut so. Unsere oberste Maxime war auch immer, fehlerfrei zu arbeiten. Der Kunde muss zufrieden sein. Das hat Dr. Georg Schaeffler uns allen vorgelebt. Er wollte immer alles einhundertprozentig richtig und korrekt haben. Daher kam auch unser Erfolg.

 

Franek: Scheint ja eine interessante Zeit gewesen zu sein, damals.

 

Parzefall: Eines muss ich dazu sagen: Das Vertrauen untereinander, das war sagenhaft. Wir waren immer ein Team. Da konnte sich jeder auf den anderen verlassen. Wir waren und sind stolz auf die Firma!


Im Zuge seiner Ausbildung lernt Christoph Franek auch an der computergesteuerten
CNC-Fräsmaschine.

 

Franek: Ich finde die Firma auch super und bin glücklich, hier zu sein. Aber ich fange ja gerade erst an und bin am Lernen.

 

Parzefall: Und das wird auch nie aufhören. Ich bin jetzt 66 Jahre alt und habe jeden Tag dazugelernt. Was wir alles für Lagerlösungen erprobt haben und uns Schritt für Schritt unserer Idee genähert haben.

 

Franek: Und uns wird nun das beigebracht, was sie damals herausgefunden haben.

 

Parzefall: Das kann schon gut sein. Wir haben aber auch nicht bei Null angefangen. Aber was bei uns damals nicht ging, das geht heute, dank neuer Materialien, Werkstoffe, Techniken. Das ist toll. Die Ideen hatten wir damals schon. Nur eben nicht die Technik. Daher habe ich noch einen Rat an Dich: Sag niemals nie! Du wirst schon erleben, wie zunächst unmöglich Erscheinendes wahr wird.